Zurück zur Themen-Übersicht: Die Kreuzzüge
Im 12. Jahrhundert nahmen die Spannungen zwischen dem Byzantinischen Reich und den italienischen Seerepubliken, die den Mittelmeerhandel beherrschten zu. Dies traf insbesondere auf Byzanz und Venedig zu. Ferner hatten die Byzantiner den Dritten Kreuzzug behindert, nachdem sie sich im Geheimen mit Sultan Saladin verbündet hatten. Vor diesem Hintergrund rief Papst Innozenz II zum Kreuzzug auf, dessen ursprüngliches Ziel wie gewöhnlich die Rückeroberung von Jerusalem war. Die am Kreuzzug beteiligten Venezianer konnten den Kreuzzug jedoch nach Konstantinopel umlenken, das erobert und geplündert wurde. In der Folge ging das Byzantinische Reich zwischenzeitlich unter, konnte nach relativ kurzer Zeit jedoch wieder entstehen. Byzanz war jedoch nach dem Vierten Kreuzzug nachhaltig geschwächt und verlor seine Funktion als Puffer gegen die muslimischen Reiche.
Videodokumentation
Überblick
- Datum: 1202 – 1204
- Ziel: Ursprünglich Jerusalem, dann Konstantinopel
- Ergebnis: Plünderung von Konstantinopel & vorübergehende Beseitigung des Byzantinischen Reichs
Die wesentlichen Beteiligten
- Republik Venedig
- Heiliges Römisches Reich
- Frankreich
- Byzantinisches Reich
- Königreich Ungarn
- Königreich Kroatien
Hintergrund & Vorgeschichte
- 12. Jh.: Die italienischen Seerepubliken (Amalfi, Genua, Pisa & Venedig) sind die wichtigsten Handelsmächte im Mittelmeer & üben großen wirtschaftlichen Einfluss auf Byzanz aus
- 2. Hälfte des 12. Jh.: Die Spannungen zwischen Byzanz & den Seerepubliken, insb. Venedig nehmen zu
- 1171/72: Eine venezianische Militärkampagne gegen Byzanz scheitert
- 1182: Während des „Lateinerprogroms“ wird fast die gesamte westeuropäische Bevölkerung in Konstantinopel ermordet
- 1189: Byzanz verweigert dem Heer des Dritten Kreuzzugs die Unterstützung & behindert es auf Grund eines Bündnisses mit Sultan Saladin
- Ende des 12. Jh.: Byzanz beginnt, innerlich zu verfallen (Autoritätsverlust des Kaisers, Abspaltungen von Territorien)
- 1195: Alexios III stürzt seinen Bruder Isaak II Angelos in Byzanz
Verlauf
- 1198: Papst Innozenz III ruft zum Kreuzzug auf
- Ziel ist Jerusalem; zusätzlich soll Ägypten, das Kernland der in Jerusalem herrschenden Ayyubiden, erobert werden
- Die Kreuzfahrer einigen sich mit Venedig, dass dieses den Transport organisiert & eine Kriegsflotte mit 50 Galeeren beisteuert; im Gegenzug erhält Venedig 85.000 Mark Silber & die Hälfte des zu erobernden Gebietes
- Okt. 1202: Der Vierte Kreuzzug beginnt
- Statt über 30.000 erwarteten Kreuzfahrern können nur 10.000 in Marsch gesetzt werden
- Venedig droht der Staatsbankrott bei einem Scheitern des Unternehmens
- Nov. 1202: Die Kreuzfahrer & Venezianer erobern das christliche & unter ungarischer Hoheit stehende Zara & machen Beute, die nach Venedig verschifft wird
- Nov. 1202 – Apr. 1203: Die Kreuzfahrer & Venezianer überwintern in Zara & entwickeln den Plan, Konstantinopel anzugreifen
- Apr. 1203: Alexios Angelos, Sohn des gestürzten byzantinischen Kaisers Isaak II Angelos, wird für die Legitimation des Angriffs auf Konstantinopel instrumentalisiert à Die Kreuzfahrer & Venezianer sollen reich belohnt werden, wenn sie Isaak II wieder auf den Thron verhelfen
- Juni 1203: Die Kreuzfahrer & Venezianer erreichen Konstantinopel
- Juli 1203: Nach mehreren Gefechten flieht Alexios III, die Byzantiner setzen Isaak II wieder als Kaiser ein & dieser erkennt die in Zara ausgesprochene Belohnung für die Kreuzfahrer an
- Juli 1203 – Apr. 1204: Die Byzantiner können die zugesicherte Belohnung nicht zahlen & es kommt zu wachsenden Spannungen zw. Byzanz & den Kreuzfahrern
- Apr. 1204: Die Kreuzfahrer & Venezianer erobern, plündern & zerstören Konstantinopel
Folgen
- Das Byzantinische Reich wird unter den Siegern aufgeteilt
- In Konstantinopel wird das Lateinische Kaiserreich als europäischer Marionettenstaat eingerichtet
- 1261: Byzantinische Rückeroberung von Konstantinopel
- Der Glanz und die Macht des Byzantinischen Reichs sind untergegangen & die Eroberung durch die Osmanen (1453) ist nur eine Frage der Zeit
- Die Distanz zwischen den West- & Ostkirchen wird größer