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Unter den Perserkriegen versteht man mehrere militärische Auseinandersetzungen zwischen Persien und den Poleis in Griechenland und Kleinasien. Die Perserkriege erstreckten sich über einen Zeitraum von 50 Jahren. Persien versuchte zwei Mal Griechenland zu erobern. Die griechischen Stadtstaaten konnten jedoch ihre Unabhängigkeit bewahren und die persische Invasion Europas abwehren. Zu Beginn hatte Sparta die Führungsrolle inne. In der letzten Phase der Perserkriege wurde der Attische Seebund gegründet, der Athen die führende Rolle im Kampf gegen die Perser zuwies und in späteren Jahren als Machtinstrument Athens dienen sollte. Eine wesentliche Folge der Perserkriege war der sich verstärkende Dualismus zwischen Athen und Sparta, der in den Peloponnesischen Krieg (431 - 404 v.Chr.) münden sollte.
Videodokumentation
Überblick
- Datum: 499 – 449 v.Chr.
- Ort: Östlicher Mittelmeerraum, insb. Griechenland, Ägäis & Kleinasien
- Beginn: Ionischer Aufstand
- Ende: Kalliasfrieden (unter Historikern umstritten)
Die wesentlichen Beteiligten
- Persisches Reich
- Dareios I (550 – 486 v.Chr.)
- Xerxes I (518 – 465 v.Chr.)
- Poleis in Griechenland & Kleinasien
- Leonidas I (~420 – 480 v.Chr.)
- Themistocles (524 – 459 v.Chr.)
Hintergrund & Vorgeschichte
Situation in den griechischen Stadtstaaten
- Ab ca. 800 v.Chr.: Griechen siedeln an den Küsten des (östlichen) Mittelmeers, u.a. in Kleinasien (Ionische Poleis), & gründen dort Poleis
- Ca. 600 v.Chr.: Das Lyderreich gewinnt die Oberhoheit über die Ionischen Poleis
- 6. Jh. v.Chr.: Sparta wird zur dominierenden Landmacht in Griechenland & Athen gewinnt die Vorherrschaft zur See & im Handel
- 6. Jh. v.Chr.: Die griechischen Poleis, insb. Sparta & Athen, stehen in andauernden Konflikten miteinander
Situation Persiens
- Ca. 550 v.Chr.: Der Perserkönig Kyros II erobert das Mederreich
- Ca. 540 v.Chr.: Der Lyderkönig Krösus greift Persien an & unterliegt, so dass Lydien in das persische Reich integriert wird
- Ab ca. 540 v.Chr.: Die Perser erobern die Ionischen Stadtstaaten & setzen dort Tyrannen ein
- 525 v.Chr.: Die Perser unter Kambyes II erobern Ägypten
- 513/512 v.Chr.: Der Perserkönig Dareios überquert den Bosporus, erobert Thrakien & macht Makedonien zu einem Vasallen
Verlauf der Perserkriege
Der Ionische Aufstand
- Um 500 v.Chr.: In den ionischen Städten wächst die Unzufriedenheit mit der persischen Oberhoheit (& der Tyrannenherrschaft)
- 499 v.Chr.: Der Tyrann von Milet Aristagoras entscheidet sich, für einen Abfall vom Perserreich, überzeugt die anderen ionischen Poleis & wirbt in Griechenland für Unterstützung
- Sparta entscheidet sich gegen eine Unterstützung der Ionier; Athen & Eretria unterstützen die Ionier mit insg. 25 Schiffen, was eher als symbolische denn als substanzielle Unterstützung bewertet werden muss
- 498 v.Chr.: Die aufständischen Ionier & Griechen erobern Teile der alten lydischen Königsstadt Sardes, müssen sich aber wieder zurückziehen
- 498 v.Chr.: Die Perser besiegen die sich zurückziehenden Ionier in der Schlacht bei Ephesos
- 498 v.Chr.: Athen & Eretria beenden ihr Engagement für die Ionier
- 497 v.Chr.: Die Kämpfe weiten sich auf die gesamte kleinasiatische Ägäisküste & Zypern aus
- 497 - 495 v.Chr.: Die Perser agieren mit drei Armeen gegen die Aufständischen & gewinnen die Oberhand
- 494 v.Chr.: Die Perser siegen in der Seeschalcht von Lade & zerstören die ionische Flotte
- 494 v.Chr.: Die Perser erobern Milet, töten den Großteil der männlichen Bevölkerung & versklaven die Frauen & Kinder
- 493 v.Chr.: Die Perser schlagen den letzten Widerstand der Ionier nieder, womit der Ionische Aufstand beendet ist
Die erste Invasion Griechenlands / der Erste Perserkrieg
- 492 v.Chr.: Der persische Großkönig Dareios entscheidet sich für eine Invasion Griechenlands, um die westliche Bedrohung seines Reiches zu beseitigen & insb. Athen für seine Unterstützung der Ionier zu bestrafen
- 492 v.Chr.: Der persische Feldherr Mardonius führt eine Armee nach Thrakien & Makedonien, um diese Gebiete wieder fest in das persische Reich zu integrieren
- 492 v.Chr.: Nachdem die persische Flotte in einem Sturm beim Berg Athos sinkt, wird die Kampagne abgebrochen
- 491 v.Chr.: Dareios sendet Boten in die griechischen Poleis & fordert diese auf die persische Oberhoheit anzuerkennen
- Die meisten nord- & mittelgriechischen Stadtstaaten geben den persischen Forderungen nach, Athen & Sparta jedoch töten die Gesandten
- 490 v.Chr.: Eine persische Flotte unter dem Befehl von Datis & Artaphernes segelt nach Euböa, wo nach siebentägiger Belagerung Eretria eingenommen wird
- 490 v.Chr.: Die persische Flotte segelt nach Marathon, um dort zu landen
- 490 v.Chr.: Ein griechisches Heer unter Miltiades schlägt die Perser in der Schlacht von Marathon
- Die Reste der persischen Expeditionsstreitmacht ziehen sich nach Kleinasien zurück
Interbellum
- 489 - 486 v.Chr.: Dareios bereitet eine weitere Invasion Griechenlands vor, die sich aber auf Grund von Unruhen in Ägypten verzögert
- 486 v.Chr.: Nachdem Dareios gestorben ist, wird Xerxes persischer Großkönig
- Ab 486 v.Chr.: Xerxes verfolgt wie Dareios die Absicht, Griechenland anzugreifen
- 481 v.Chr.: Obwohl zwischen den griechischen Stadtstaaten weiterhin Spannungen bestehen, wird in Korinth der Hellenenbund, ein anti-persisches Verteidigungsbündnis einiger Poleis unter der Führung Spartas, gegründet
Die zweite Invasion Griechenlands / der Zweite Perserkrieg
- 480 v.Chr.: Xerxes setzt mit einer gewaltigen Streitmacht (bis zu 200.000 Soldaten & ca. 600 Schiffe) nach Europa über
- 480 v.Chr.: Die Griechen entscheiden sich die Perser an einem Engpass der Thermopylen mit ca. 7.000 Mann & unter der Führung des spartanischen Königs Leonidas I aufzuhalten
- Die schwer gepanzerten Hopliten können die Perser (vorwiegend leichte Infanterie) über mehrere Tage aufhalten & ihnen schere Verluste zufügen; ferner kann Xerxes seine Kavallerie (das Herzstück der persischen Truppen) auf Grund des engen Geländes nicht einsetzen
- Die Perser umgehen die griechischen Stellungen (vermutlich auf Grund eines Verrats), worauf hin Leonidas I den Rückzug anordnet, selbst aber mit 300 Spartanern den Termopylenpass bis zum letzten Mann hält
- 480 v.Chr.: Die griechische Flotte (ca. 270 Schiffe) soll die Flanke (Thermopylen) bei Kap Artemision sichern
- Drei Tage kann die griechische Flotte die zahlenmäßig überlegene persische Flotte aufhalten
- Nachdem die griechische Flotte von der Niederlage an den Thermopylen erfährt, zieht sie sich nach Salamis zurück
- 480 v.Chr.: Xerxes rückt mit seiner Armee in Richtung Athen vor
- Athen, das nach dem Plan des Themistokles zuvor evakuiert wurde, & weitere Städte des Hellenenbundes werden von den Persern in Schutt & Asche gelegt
- 480 v.Chr.: Die griechische Flotte zieht sich in die Meerenge von Salamis zurück, um von der zahlenmäßig überlegenen persischen Flotte nicht eingekesselt zu werden
- Die persische Flotte stößt in die Meerenge von Salamis vor
- Die Griechen reiben die persische Flotte im engen Raum vor Salamis nach mehrstündigen Kampf auf
- Xerxes kehrt nach Persien zurück, das persische Herr wird nach Thessalien & die Reste der Flotte nach Samos zurückgezogen
- 479 v.Chr.: Angebote der Perser, insb. an Athen, zu einem Bündnis unter persischer Oberhoheit werden von den griechischen Poleis abgelehnt
- 479 v.Chr.: Eine griechisches Heer (30.000 bis 40.000 Mann) unter der Führung des Spartaners Pausanias schlägt das persische Herr entscheidend in der Schalcht von Plataiai
- 479 v.Chr.: Eine griechische Flotte unter dem Befehl des spartanischen Königs Leotychidas II rückt gegen die persische Flotte bei Samos vor, die sich nach Mykale zurückzieht
- 479 v.Chr.: Die griechische Flotte besiegt die persische Flotte entscheidend in der Seeschlacht von Mykale
Die griechische Gegenoffensive & der Attische Seebund
- 479 v.Chr.: Streitkräfte des Hellenenbundes unter Leotychidas rücken zum Hellespont vor
- Leotychidas überlässt dem Athener Xanthippos die Führung des Unternehmens
- Xanthippos kann wichtige Gebiete Thrakiens unter die Kontrolle des Hellenenbundes bringen
- 478 v.Chr.: Makedonien unter Alexander I befreit sich von der persischen Oberhoheit & legt somit den Grundstein für den späteren Aufstieg zur Großmacht im 4. Jh. v.Chr.
- 478 v.Chr.: Die griechischen Streitkräfte gehen unter spartanischer Führung am Bosporus & auf Zypern erfolgreich gegen die Perser vor
- Auf Grund von Spannungen zwischen den Spartanern & den anderen griechischen Kontingenten, beenden die Spartaner ihr Engagement gegen Persien & Athen übernimmt die Führungsrolle
- 478 v.Chr.: Unter der Führung Athens wird der Delisch-Attische Seebund als Allianz gegen die Perser gegründet
- Ca. 470 v.Chr.: Die Perser rüsten Flotte & Heer auf, um die Initiative gegen die Griechen wiederzugewinnen
- 469 oder 466 v.Chr.: Der Attische Seebund besiegt die Perser entscheidend in der Doppelschlacht zu Land & zur See am Eurymedon
- Ca. 460 v.Chr.: Athen unterstützt erfolglos einen ägyptischen Aufstand gegen die Perser mit ca. 200 Schiffen
- Ca. 449 v.Chr.: Der Kalliasfrieden beendet die Perserkriege (es ist teilweise unter Historikern umstritten, ob es einen formalen Friedensvertrag gab)
Folgen der Perserkriege
- Kernpunkte des Kalliasfriedens:
- Die griechischen Städte Kleinasiens haben autonomen Status
- Persische Truppen sind an der Ägäisküste nicht erlaubt
- Persische Schiffe segeln nicht in der Ägäis & dem westlichen Mittelmeer
- Athenische Streitkräfte landen nicht auf persischem Gebiet
- Die Gefahr einer persischen Invasion Europas ist abgewehrt
- Der Attische Seebund bleibt bestehen & wird von Athen dazu genutzt, die Mitglieder an sich zu binden/zu unterdrücken (Attisches Seereich)
- Der Dualismus zwischen den beiden mächtigsten griechischen Stadtstaaten Sparta (führende Landmacht) & Athen (führende Seemacht) intensiviert sich & mündet im Peloponnesischen Krieg (431 – 404 v.Chr.)