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Im November 1923, also zehn Jahre vor der eigentlichen Machtergreifung, versuchte Adolf Hitler zum ersten Mal, die Macht in Deutschland zu ergreifen. Während des Hitler-Ludendorff-Putsches, auch Hitler-Putsch genannt, planten Nationalsozialisten einen Marsch von München nach Berlin. Das Vorbild war Mussolini Marsch auf Rom. Dieser Versuch scheiterte aber bereits in München, wo die bayrische Polizei die Putschisten gewaltsam stoppte.
Videodokumentation
Überblick
- Datum: 08. – 09. Nov. 1923
- Ort: München, Deutschland
- Ereignis: Gescheiterte nationalistischer Putschversuch unter der Führung von Hitler & Ludendorff
Wesentlich Beteiligte
- Adolf Hitler (1889 – 1945)
- Erich Ludendorff (1865 – 1937)
Hintergrund
- Der Versailler Vertrag, der den Ersten Weltkrieg beendet, belastet das Deutsche Reich
- In der Novemberrevolution (1918/19) entsteht aus dem autoritären Deutsche Kaiserreich die demokratische Weimarer Republik
- Weimarer Republik ist politisch instabil & wird von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt
- Rechts- & linksextreme Gruppierungen streben nach dem Umsturz der Weimarer Republik
- 24. Feb. 1920: Aus der Deutschen Arbeiterpartei geht die NSDAP hervor, in der Adolf Hitler zum Führer aufsteigt
- Nach der sozialistischen Bayrischen Räterepublik (Apr. 1919) entwickelt sich Bayern unter Ministerpräsident Gustav von Kahr (März 1920 – Sep. 1921) zur konservativen Ordnungszelle
Verlauf
Vorgeschichte
- 11. – 16. Jan. 1923: Französische & belgische Truppen besetzen das Ruhrgebiet (Anlass: nicht ausreichende Reparationen; Grund: Ausdehnung der französischen Einflusssphäre)
- Die Reichsregierung unterstützt den passiven (& aktiven) Widerstand gegen die Ruhrbesetzung
- 26. Sep. 1923: Auf Grund von Finanzmangel ruft Reichskanzler Stresemann zur Beendigung des passiven Widerstands im Ruhrgebiet auf
- 26. Sep. 1923: Die bayrische Regierung unter Ministerpräsident von Knilling ernennt Gustav von Kahr zum Generalstaatskommissar, der den Ausnahmezustand ausruft
- 18. Okt. 1913: Nach einem Artikel gegen Reichspräsident Ebert & General von Seeckt befielt Reichswehrminister Geßler dem Kommandeur der Division in Bayern Otto von Lossow, das Verbot der NSDAP-Zeitung Völkischer Beobachter durchzusetzen
- Von Lossow verweigert den Befehl, wird seines Amtes enthoben & vereidigt daraufhin die Division auf Bayern
Der Hitler-Ludendorff-Putsch
- 30. Okt. 1923: Adolf Hitler ruft im Zirkus Krone ohne Erfolg zum Aufstand auf
- 08. Nov. 1923 – 20:00 h: Von Kahr erläutert seine Politik im Münchener Bürgerbräukeller; anwesend sind auch Knilling, von Lossow & der Kommandeur der bayrischen Landespolizei von Seißler
- 08. Nov. 1923 – 20:30 h: Die SA umstellt den Bürgerbräukeller; Hitler & Ludendorff ziehen sich mit Kahr, Lossow & Seißler in einen Nebenraum zurück, wo eine Proklamation erlassen wird:
- „Proklamation an das deutsche Volk! Die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin ist heute für abgesetzt erklärt worden. Eine provisorische deutsche Nationalregierung ist gebildet worden, diese beseteht aus General Ludendorff, Adolf Hitler, General von Lossow, Oberst Seißler.“
- Ziel der Putschisten ist ein „Marsch auf Berlin“ mit Reichswehr & Wehrverbänden nach dem Vorbild Mussolinis Marsch auf Rom
- 08. Nov. 1923 – 22:00 h: Die SA unter Röhm besetzt das Wehrkreiskommando VII
- 08. Nov. 1923 – nach 22:00 h: Der stellvertretende Ministerpräsident Franz Matt ruft die Bevölkerung zum Widerstand gegen den „Preußen Ludendorff“ auf & setzt sich nach Regensburg ab
- 09. Nov. 1923 – 02:55 h: Von Kahr widerruft seine Unterstützung für den Putsch im Radio
- 09. Nov. 1923 – 12:00 h: Die Putschisten marschieren unter der Führung von Ludendorff & Hitler vom Bürgerbräukeller zum Odeonsplatz
- 09. Nov. 1923 – 12:45 h: Die bayrische Polizei beendet den Marsch & damit den Putsch mit Gewalt vor dem Odeonsplatz
Folgen
- Ludendorff wird am 09. Nov. 1923 & Hitler 12. Nov. 1923 verhaftet
- Hitler-Ludendorff-Prozess vor dem Landgericht München (Feb. – Apr. 1924)
- Ludendorff wird auf Grund seiner Verdienste im Erste Weltkrieg freigesprochen
- Adolf Hitler nutzt den Hitler-Prozess als propagandistisches Forum, indem er seinen Führungsanspruch in einem nationalistisch geprägten Deutschland betonte & die amtierende Regierung verurteilte
- Hitler wird zu 5 Jahren Festungshaft mit Aussicht auf vorzeitige Entlassung verurteilt
- Während seiner Festungshaft in Landsberg verfasst Hitler das Buch Mein Kampf