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Im März 1920 versuchte General von Lüttwitz einen Staatsstreich gegen die im Vorjahr gegründete Weimarer Republik. Zu Beginn waren er und seine Einheiten auch erfolgreich, wesentliche Teile der Reichsregierung flohen aus Berlin und Wolfgang Kapp wurde zum Reichskanzler proklamiert. Doch insbesondere ein von der SPD ausgerufener Generalstreik führte zum Scheitern des Kapp-Lüttwitz-Putsches.

 

Videodokumentation

 

 

Überblick

  • Datum: 13. – 17. März 1920
  • Ort: Deutschland
  • Ereignis: Gescheiterte Putschversuch gegen die Weimarer Republik

 

Wesentlich Beteiligte

  • Walther von Lüttwitz (1871 – 1925)
  • Wolfgang Kapp (1858 - 1922)
  • Erich Ludendorff (1865 - 1937)
  • Hermann Erhardt (1881 – 1971)

 

Hintergrund

  • Mit dem Waffenstillstand von Compiègne endet der Erster Weltkrieg
  • Aus der Novemberrevolution (1918/19) entsteht die Weimarer Republik (11. Aug. 1919)
  • 10. Jan. 1929: Der als Schandfrieden angesehene Versailler Vertrag tritt in Kraft:
    • Deutschland trägt die alleinige Kriegsschuld
    • Gebietsverluste & hohe Reparationszahlungen
    • Reduktion der Streitkräfte auf 100‘000 Mann
  • Insb. Militär & konservative Kreise stehen in Opposition zur Weimarer Republik
  • Im Rahmen der Novemberrevolution werden rechtsgerichtete & konservative Freikorps aus den Streitkräften gebildet
  • 1919: Die „Baltikum-Freikorps“ kämpfen in Lettland gegen die Rote Armee & werden nach der Einnahme von Riga (Mai) durch die Reichsregierung von der Versorgung abgeschnitten
  • Die Marinebrigade Erhardt nimmt unter den Freikorps eine herausgehobene Stellung ein

 

Verlauf

Vorgeschichte

  • 29. Feb. 1920: Reichswehrminister Noske verfügt, die Marinebrigade Erhardt aufzulösen
  • März 1920: Erhardt steht in Kontakt mit den nationalen Parteien DVP & DNVP mit den übereinstimmenden Forderungen nach Neuwahl des Reichstages & der Direktwahl des Reichspräsidenten; die Möglichkeit eines Putsches wird genannt
  • 09. März 1920: Der Reichstag lehnt die Forderungen von DVP & DNVP ab
  • 10. März 1920: General von Lüttwitz (Kommandeur der Reichswehr in Berlin) fordert von Reichspräsident Ebert, die Reduktion der Streitkräfte & die Auflösung der Freikorps, insb. der Marinebrigade zu stoppen
  • 10. März 1920: Ebert lehnt von Lüttwitz ab & fordert ihn zum Rücktritt auf
  • 11. März 1920: Lüttwitz wird zur Disposition gestellt, nachdem er einen Rücktritt ablehnte
  • 12. März 1920: Lüttwitz befielt der Marinebrigade Erhardt unter Waffen nach Berlin zu marschieren & informiert danach Kapp. Pabst & Ludendorff über den bevorstehenden Putsch
  • 12. März 1920: Reichswehrtruppen in Berlin weigern sich aus Seiten der Regierung einzugreifen

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch

  • Nacht vom 12. zum 13. März 1920: Die Marinebrigade marschiert Richtung Berlin
  • 13. März 1920 (Nacht): Die Reichsregierung beschließt einen Generalstreik auszurufen
  • 13. März 1920 – 06:15: Die SPD-Mitglieder der Regierung fliehen zuerst nach Dresden & dann nach Stuttgart
  • 13. März 1920 – 06:25 h: Die Marinedivision Erhardt marschiert durch das Brandenburger Tor
  • 13. März 1920: Wolfgang Kapp wird zum Reichskanzler proklamiert
  • 13. März 1920: Die Führung der Reichswehr lehnt es ab, gegen die Aufständischen vorzugehen („Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“, General von Seeckt zugeschrieben)

 

Die Niederschlagung des Putschs

  • 13. März 1920: Die Reichsregierung ruft zum Generalstreik auf, welcher dann das Reich nahezu komplett lahmlegt
  • 13. März – 12. April 1920: Der Ruhraufstand richtet sich zuerst gegen den Kapp-Putsch & will dann eine Diktatur des Proletariats errichten
  • 17. März 1920: Kapp flieht nach Schweden & Lüttwitz wird zum Militärdiktator
  • 17. März 1920: Die in Berlin verbliebenen Regierungsmitglieder (DDP & Zentrum) verhandeln ohne Autorisierung durch den Rest der Reichsregierung mit Lüttwitz & sichern ihm die Erfüllung seiner Forderungen zu
  • 17. März 1920: Nach der Einigung zwischen Lüttwitz & den „Berliner“ Regierungsmitgliedern verlässt Lüttwitz mit seinem Berater Ludendorff die Reichskanzlei & der Putsch ist beendet Der Putsch endet mit

 

Folgen

  • Die Weimarer Republik ist gesichert, durch den Kapp-Putsch aber weiter geschwächt
  • Der sozialistische Ruhraufstand (13. März – 12. April 1920) wird von Reichswehrtruppen & Freikorps niedergeschlagen
  • Die Marine-Brigade Erhardt wird im Apr. 1920 aufgelöst & aus ihr entsteht die Organisation Consul, die für viele politische Morde verantwortlich gemacht wird, u.a. Matthias Erzberger (26. Aug. 1921) & Walther Rathenau (24. Juni 1922)
  • Die Gewerkschaften, die den Generalstreik unterstützt haben, können weitgehende soziale & politische Forderungen durchsetzen
  • Die Weimarer Koalition (SPD, Zentrum & DDP) verliert die Reichstagswahl vom 06. Juni 1920

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